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Breitenbach am Inn- die Heimat der Bildhauerwerkstatt

Titel: Ein Hauch von Pathos? Mein Breitenbach- ein Liebesbrief

Text von Stefanie Ruprechter, geboren in Breitenbach am Inn, lebt seit über 10 Jahren im Nachbarbezirk

Kürzlich unterhielt ich mich mit einer anderen ehemaligen Breitenbacherin über unsere Antwort auf die Frage: "Woher kommst du?" Lustigerweise antworten wir beide, obwohl wir schon viele Jahre nicht mehr in Breitenbach wohnen, so: "Ich bin eine Breitenbacherin, aber ich wohne..." Ich habe festgestellt, dass viele Breitenbacher eine fast pathetische Verbundenheit zu ihrem Heimatdorf haben. Ich frage mich, ob diese Liebe zum Ort, an dem man aufgewachsen ist, mit dem wunderbaren Breitenbach am Inn zu tun hat oder ob das generell der Fall ist. Diese Frage bleibt am Ende unbeantwortet. Doch ich kann nur für mich sprechen, dass mein Herz höher schlägt und mir warm um selbige Gegend wird, wenn ich von Angerberg aus in Richtung Breitenbach fahre.

Diese Gemeinde im Bezirk Kufstein hat aber auch einige besondere Merkmale, die sie besonders machen. In diesem Blogbeitrag versuche ich zu erforschen, woher die verbreitete Liebe zu Breitenbach kommt.

  1. Als ersten und wichtigsten Punkt möchte ich die "Peaschtln" bzw. den Perchtenlauf erwähnen. Dieser uralte Brauch wird in Breitenbach sehr lebendig gepflegt. Ein großer Teil der Bevölkerung ist in irgendeiner Weise daran beteiligt. Das bedeutet, dass am 5. und 6. Dezember jeden Jahres ein absoluter Ausnahmezustand herrscht. Der Perchtenlauf verbindet uns Breitenbacher*Innen. Andere Menschen können vielleicht unsere Begeisterung dafür nicht verstehen. Es gibt wahrscheinlich auch keine Worte, die das Gefühl beschreiben können, das wir Breitenbacher*Innen haben, wenn wir den Trommeltakt der Peaschtln hören.

Über 50 Gruppen von ca. 8-15 Männern oder Knaben gehen von Haus zu Haus und vertreiben mit ihrem Lärm die bösen Winterdämonen. Angeführt von einer Hexe, ziehen sie mit Bläsern, Trommlern und Glocken (Hupfer) durch die Straßen. Sie tragen geschnitzte Holzmasken (Lorven) mit Hörnern und Fell sowie Gewänder aus Maisblättern.

Die Besonderheit und gleichzeitig der Herzschlag des Perchtenlaufs in Breitenbach ist der gemeinsame Trommeltakt. Jede Gruppe spielt fast genau den gleichen Takt, der seit jeher unverändert geblieben ist.

Es ist unglaublich, wie viel die Männer und Knaben in diesen zwei Tagen aushalten können. Die Trommeln, Glocken, Kleidung und Masken sind unglaublich schwer, aber wie in einer Art Trance geben die Perchten alles. Manche Babys bekommen sogar schon ein paar selbstgemachte "Bratschen" (aus Maisblättern) umgehängt, und die Männer gehen bis ins hohe Alter, solange ihre Füße sie tragen.

Um ehrlich zu sein, hat es mich früher gestört, dass traditionell nur Männer bei diesem Brauch teilnehmen durften. Vor einigen Jahren habe ich jedoch die komplette Verkleidung von meinem Bruder David Ruprechter, dem Inhaber dieser Seite, ausprobiert. Nach wenigen Sekunden konnte ich den Schmerz und das Gewicht jedoch nicht mehr aushalten. Seitdem ist es mir egal, dass ich nicht selbst mitgehen "darf".

Da die Pandemie nun vorbei ist, traue ich mich auch, ein gut gehütetes Geheimnis der Breitenbacher*innen auszuplaudern: In Breitenbach ist der Perchtenlauf nie ausgefallen! Es wird sogar erzählt, dass dieser Brauch in Breitenbach selbst während Kriegszeiten gelebt wurde. Daher sind auch zu Coronazeiten viele Gruppen herumgezogen und haben sich diesen Brauch nicht nehmen lassen. Schön war, dass niemand Fotos oder Videos veröffentlicht hat. Ein ganzes Dorf hat zusammengehalten und geschwiegen. Wo gibt es das schon? Nur in Breitenbach am Inn.

Mehr Infos zu den Perchten findet ihr bei Brigitte Moser

  1. Wenig Tourismus Meine zweite These, warum wir Breitenbach so besonders lieben, ist weniger gewichtig, denn mit den Perchten haben wir eigentlich schon alles gesagt. Dennoch: In Breitenbach gibt es vergleichsweise wenig Tourismus. Es gibt nur wenige Hotels, da wir auch relativ weit vom nächsten Skigebiet entfernt sind. Das nächstgelegene, das Alpbachtal, ist etwa 20 Autominuten entfernt. Tourismus ist natürlich wirtschaftlich wichtig für unser Land, aber in stark touristischen Orten und Gegenden ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Menschen dort nicht das Gefühl der Verbundenheit zu ihrem Ort verlieren. Brauchtum und Tradition werden oft vergessen oder mit der falschen Absicht gelebt. Das ist in Breitenbach nicht der Fall! Breitenbach ist authentisch geblieben. Wir sind offen für Gäste und empfangen jeden freundlich, dies fällt uns jedoch auch leichter, da der Ort nicht von Touristen überflutet wird und ursprünglich geblieben ist.

  2. Atemberaubende Naturidylle
    Zwischen dem Sonnenplateau Angerberg und den wunderschönen Seen in Kramsach schmiegt sich Breitenbach entlang des Innufers. Im Rücken wird es vom Hausberg "Pleassinger" geschützt, der durch seine Rauheit und Erhabenheit beeindruckt. Mögen viele auch spottend erwähnen, dass es in Breitenbach wahrscheinlich mehr Kühe als Menschen gibt. Das spielt keine Rolle. Denn etwas muss nicht perfekt sein, um geliebt zu werden. In diesem Blogbeitrag geht es auch nicht um Patriotismus oder Nationalismus. Es geht eher um die Liebe und das Gefühl der Verbundenheit zu einem wunderschönen Ort inmitten von Tirol, der einfach etwas Besonderes ist. Hier herrscht eine besondere Energie, die das Herz öffnet. Sei es wegen der Menschen, der Traditionen oder der Naturschönheit, die diese Gemeinde umgibt. Breitenbach ist eben einfach nicht wie andere Ortschaften.

Die Bildhauerwerkstatt Ruprechter befindet sich im Ortsteil Glatzham, auf einem Plateau auf ca. 800 m Höhe an der Grenze zur Gemeinde Angerberg. Hier scheint das ganze Jahr über von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang die Sonne. Die Bildhauer sind gesegnet mit einem märchenhaften Ausblick durch die Fensterfront im Atelier. Sie schauen auf die hofeigenen Wiesen und den Waldrand, auf dem abends die Rehe grasen.

  1. Kunst und Kultur
    In dieser traditionsreichen Gemeinde gibt es auch einiges an zeitgenössischer Kunst und Kultur. Die Bildhauerwerkstatt Ruprechter wird bereits in der 2. Generation geführt und hat sich mit großen nationalen und internationalen Aufträgen einen Namen gemacht. Das bereichert einen kleinen Ort wie Breitenbach natürlich. Auch die Künstlerin Brigitte Gmach und noch weitere haben sich über die Ortsgrenzen einen Namen gemacht. Auch eine lebendige Volkskultur mit dem großen Pfingstfest sind natürlich, wie Kitt für den Ortszusammenhalt. Früher sorgte auch das Café Ascher für kulturelle Highlights, da dieser Betrieb viele Jahre lang weltberühmte Acts zu sich holte. Leider existiert das Café Ascher schon lange nicht mehr, aber wir freuen uns über ein neues ähnliches Kulturprojekt im Ortskern. Die Jugend hat den Gasthof Schwaiger übernommen und belebt die junge Kunst- und Kulturszene im Ort mit einem bunten und weltoffenen Musik- und Kulturprogramm.

Vor kurzem hatten wir das Privileg, dass die Bildhauerwerkstatt Ruprechter die Skulptur, die wir vor vielen Jahren hergestellt haben, restaurieren zu durfte. Das Objekt stellt das Wappen von Breitenbach dar und befindet sich auf der Insel des Kreisverkehrs am Ortseingang. Es wurde aus Carraramarmor und Serpentin angefertigt. Der Fisch ist aus Beton gegossen und bemalt.